


Spanisch und Portugiesisch wirken eng verwandt, doch diese Nähe täuscht. Im B2B‑Kontext können kleine sprachliche Ausrutscher Missverständnisse erzeugen, Entscheidungen verzögern oder Angebote/Verträge entwerten. Dieser praxisnahe Leitfaden nennt die häufigsten Stolpersteine und zeigt einfache Gegenmaßnahmen — mit direktem Einfluss auf Vertrauen, Geschwindigkeit und Compliance.
• Vertrauen & Geschwindigkeit: klare Botschaften = schnellere Entscheidungen.
• Compliance: falsch verwendete Begriffe in Verträgen, ISO‑Richtlinien und Leistungsverzeichnissen erhöhen das Risiko.
• Kundenerlebnis: Ton, Höflichkeit und Regionalismen prägen Professionalität.
Ähnlich aussehende Wörter mit anderer Bedeutung.
Beispiele
• PT „pasta“ (Ordner) × ES „pasta“ (Nudeln/Geld, umgangssprachlich).
• PT „escritório“ (Büro) × ES „escritorio“ (Schreibtisch/Assistent).
• PT „atrasar“ (verzögern) × ES bevorzugt „retrasar“ in formellen Registern.
Vermeidung: validiertes PT↔ES‑Glossar und Gegenlesen durch Native Speaker.
Wahl von tu/você (PT) und tú/usted/ustedes (ES) sowie Anrede‑ und Schlussformeln.
Typisch: informell beginnen und im selben Mail ins Formelle wechseln; ein Gremium mit „tú“ anreden.
Best Practice:
• PT‑PT: standardmäßig „Você“ im B2B; Einstieg „Exmo.(a) Sr.(a)…“, Schluss „Com os melhores cumprimentos“.
• ES‑ES: standardmäßig „usted/ustedes“; Einstieg „Estimado/a…“, Schluss „Atentamente/Saludos cordiales“.
Portugiesisch kontextualisiert vor der Bitte; spanische Geschäftssprache bevorzugt Klarheit am Anfang.
Risiko: lange, indirekte ES‑Mails verlieren Wirkung; zu direkte Bitten auf PT wirken schroff.
Lösung: umgekehrte Pyramide in ES; „Kontext‑Bitte‑Nächste Schritte“ in PT.
• Datum: 31/12/2025 in beiden, aber EN‑Stil 12/31 vermeiden.
• Zahlen: Komma als Dezimaltrennzeichen (1,5 Mio. €); Abkürzungen standardisieren (M€, MM€).
• Tausender: geschütztes Leerzeichen vs. Punkt — im Styleguide festlegen.
• Währung: Position des Symbols gemäß interner Norm (z. B. 1,5 Mio. €).
Titel: Spanisch meidet übermäßige Großschreibung; Portugiesisch ist strenger als Englisch.
• Akzente: „información/gestión/calidad“ (ES); „informação/gestão/qualidade“ (PT).
• Stolperstein: englische Zeichensetzungsgewohnheiten kopieren (ALL CAPS; Komma zwischen Subjekt und Verb).
• Spanisch: ES‑ES ≠ ES‑LATAM (Lexikon, tu/vos/ustedes, Kultur).
• Portugiesisch: PT‑PT ≠ PT‑BR (Fachlexikon, Register, Orthografie).
Best Practice: Zielvariante je Markt festlegen (ES‑ES; länderspezifisches ES‑LATAM; PT‑PT für Portugal).
Fallen
• „Licitação/Concurso Público“ (PT) × „Licitación/Concurso“ (ES) — Anforderungen und Akronyme differieren.
• ISO: „controlos“ (PT) × „controles“ (ES); „registos“ × „registros“.
Abhilfe: domänenspezifische Termbase (ISO, Recht, Technik, HSE) mit Ownership und kontinuierlicher Pflege.
Problem: vage Betreffs („Anfrage“) und schwache CTAs („Feedback erbeten“).
Besser:
PT: „Pedido de proposta — Projeto X — prazo 15/11“.
• ES: „Solicitud de propuesta — Proyecto X — plazo 15/11“.
CTA mit Verb + Frist und Verantwortlichem.
Beispiel:
• Wörtlich PT→ES: „Feiras internacionais com método“ → klingt befremdlich.
Besser: „Ferias internacionales con metodología y seguimiento“.
Regel: Natürlichkeit und realen Marktgebrauch priorisieren
Ursache: Eile und fehlender nativer Zweitleser.
Gegenmaßnahmen: natives Lektorat, Checkliste, linguistische QA (ISO 17100) und Back‑Translation für heikle Klauseln.
Schnellbeispiele (vorher/nachher)
Bsp. 1 — Betreff
Vorher (PT→ES wörtlich): „Solicitud información feria“
Nachher: „Solicitud de información — Feria [Nombre] — reunión 12/11“
Bsp. 2 — Schlussformel
Vorher (PT): „Obrigado, fico a aguardar“
Nachher (PT): „Fico a aguardar a sua confirmação até 15/11. Obrigado.“
Bsp. 3 — Vertrag/ISO
Vorher (PT): „Controlos de acesso documentais“
Nachher (ES): „Controles de acceso a la documentación“ (ISO 27001)
• Zielvariante definiert (PT‑PT / ES‑ES / ES‑LATAM).
• Styleguide und Vorlagen freigegeben.
• Termbase mit Owner und SLA zur Pflege.
• Natives Lektorat + QA‑Ablauf (ISO 17100).
• Kommunikations‑KPIs (Antwortzeit, Angebotsquote, Fehlerfunde).
• Terminologiemanagement & professionelle Übersetzung (ISO 17100): PT↔ES‑Glossare, Termbase und QA.
• Natives Lektorat & Coaching: Ton, Anrede, Vorlagen für Vertriebsteams.
• Angebots‑ & Ausschreibungsunterstützung: PT‑ & ES‑Struktur, ISO‑Compliance, Qualitätsdokumentation.
• Internationalisierung & Messen: mehrsprachiger Outreach, Agenden, Follow‑up für PT/ES‑Märkte.
In iberischen und lusophonen/hispanischen Märkten ist „sprachliche Nähe“ nur dann ein Vorteil, wenn sie gut gemanagt wird. Mit Styleguide, Terminologie und QA wird Kommunikation zum echten Wachstumstreiber.